Altkleidercontainer: Kolping und DRK in Rietberg aus dem Rennen – Straßensammlung wie bisher immer im Januar
Über viele Jahre hinweg haben Menschen aus der Stadt Rietberg ausgemusterte, aber noch gut erhaltene Altkleider, Schuhe und Heimtextilien dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) oder Kolping anvertraut. Die beiden gemeinnützigen Organisationen hatten dafür in allen sieben Ortsteilen ins-gesamt 35 Sammelcontainer auf städtischem Grund aufgestellt. Bürger*innen hatten die Sicherheit, dass ihre dort einge-worfenen Alt-Materialien einem guten Zweck dienten. Gut erhaltene Spenden gingen an bedürftige Mitmenschen, der Rest floss über Handelsunternehmen zurück in den Rohstoffkreislauf. Die dort erzielten Verkaufserlöse kamen auch der örtlichen Arbeit von DRK und Kolping zugute.
Die langjährige erfolgreiche Kooperation der Stadt Rietberg mit den beiden Wohlfahrtsverbänden neigt sich allerdings jetzt dem Ende entgegen. DRK und Kolping sind angehalten, ihre Sammelcontainer bis zum 31. Dezember von den städtischen Grundstücken zu entfernen. Grund dafür ist, dass bei einer Neuausschreibung für die Container-Standorte ein gewerblicher Anbieter zum Zuge gekommen ist.
Die Ausschreibung war notwendig geworden, nachdem sich gewerbliche Anbieter andernorts gegen die bisherige Vergabepraxis gewandt hatten. Daraufhin waren Kommunen höchstrichterlich dazu verpflichtet worden, gewerbliche und gemeinnützige Bewerber bei der Vergabe von Standorten und der damit verbundenen Sondererlaubnisrechte gleich zu behandeln.
Diese Gleichbehandlung sehen DRK und Kolping im Falle der Rietberger Entscheidung indessen in Frage gestellt. Beide Organisationen hatten sich an der Ausschreibung für die Standortvergabe in den kommenden fünf Jahren beteiligt und umfassende Erklärungen – unter anderem zu den Sozialstandards in ihren Unternehmen – abgegeben. „Im Nachhinein betrachtet hätten wir uns diese viele Arbeit auch schenken können“, sagt eine enttäuschte Marianne Schumacher, die beim DRK-Kreisverband für den Bereich Altkleider verantwortlich zeichnet. Schließlich hätten allein wirtschaftliche Gründe über die Standort-Vergabe entschieden. Christian Schlingschröder, Altkleider-Beauftragter für die Kolpingsfamilien im Kreis Gütersloh: „Die gewerblichen Anbieter waren in der Lage, der Stadt eine Pacht für die Container zu zahlen. Dies war uns als gemeinnützige Organisationen, die mit jedem Cent rechnen müssen, leider nicht möglich.“ An anderer Stelle im Kreis Gütersloh, ergänzt Marianne Schumacher, habe man sich für ein Losverfahren entschieden. Dabei hätten auch die Gemeinnützigen eine reale Chance gehabt. Durch diese Form der Mitberücksichtigung im Vergabeverfahren seien sie auch tatsächlich zum Zuge gekommen.
Ganz kampflos wollen die beiden Gemeinnützigen ihrem gewerblichen Mitbewerber das Feld in Rietberg allerdings nicht überlassen. „Wir wissen aus unserer langjährigen Erfahrung, dass viele Mitbürger*innen beim Thema Altkleider den Wohlfahrtsverbänden gerne den Vorzug geben. Ihnen gegenüber fühlen wir uns verpflichtet“, sagt Marianne Schumacher. Ebenso wie die Kolpingsfamilien geht das DRK deswegen jetzt auf die Suche nach Containerstandorten auf privatem Grund. Christian Schlingschröder: „Wir sind dankbar, wenn uns Privatpersonen, Firmen oder Geschäfte dafür eine Fläche anbieten. Potenziellen Interessenten sichern wir gerne zu, dass wir uns auch um die Reinhaltung der Standorte kümmern.“
Auch eine Alternative zur Altkleider-Sammlung per Container erwägen Kolping und das Deu)tsche Rote Kreuz in der aktuellen Situation. Marianne Schumacher: „Wir machen in der Stadt Verl gute Erfahrungen mit einer so genannten Bringsammlung. Dabei können Bürger*innen ihre Spenden zu festen Terminen an bestimmten Standorten anliefern. Eine solche Lösung können wir uns auch gut für die Stadt Rietberg vorstellen.“
Auf dem Foto die enttäuschten Mitglieder der gemeinnützigen Arbeitsgemeinschaft der Verbände (v.l.) Kolping-Bezirksvorstand Dietmar Esken, DRK-Beauftragte Marianne Schumacher und Kolping-Bezirksvorsitzender Christian Schlingschröder